Workshop zum Thema “Gender- und vielfaltssensible Arbeit mit geflüchteten Männern”

“Geflüchtete Männer sind ja so…?! Über Rollenvorstellungen geschlechterreflektiert und vielfaltssensibel reden” 

Ein Workshop für Haupt- und Ehrenamtliche der Geschlechtergleichstellungs-, Migrations- und Teilhabearbeit | 11.05.19 in Verden (Aller) 

 

 

Dokumentation: 

„Wann ist der Mann ein Mann?“, fragte Herbert Grönemeyer schon in den 80ern. Viele geflüchtete Männer stehen in Deutschland nicht nur in der Anfangszeit vor genau dieser Frage. Viele von ihnen haben hohe Eigenerwartungen und wollen hier selbstermächtigt handeln. Sie befinden sich in den ersten Jahren in Deutschland in einer Schlüsselphase für den selbstständigen Auf- und Ausbau einer Zukunft durch Ausbildung, Berufsfindung und Familiengründung. Die Eigenerwartungen an „Männlichkeit“ können dann (zu) hoch sein und führen zu Verunsicherungen.

Zu Recht verunsichert sind auch viele der Haupt- und Ehrenamtlichen*, die den jungen Männern Unterstützung bieten wollen. Insbesondere wenn es darum geht, mit den Männern über Geschlechterthematiken, über Geschlechterrollen und Rollenvorstellungen in Deutschland zu sprechen, treten Verunsicherungen auf.

Viele Haupt- und Ehrenamtliche fragen sich daher:

Wie wandeln sich die Vorstellungen von Geschlechterarrangements vor allem bei Männern mit Flucht-/Migrationserfahrungen?

  • Was sind Gelingensfaktoren für einen offenen und nachhaltigen Dialog in diesem Themenfeld?
  • Wie gelingt es mir, genderspezifische Unterschiede in meiner praktischen Arbeit / in meinem ehrenamtlichen Engagement zu berücksichtigen?
  • Wie vermittle ich gender- und kultursensibel, diversitätsbewusst und differenziert grundgesetzlich verankerte Werte und Rechte?

Diesen und weiteren Fragen gaben wir gemeinsam im Workshop ein Forum.

Der Workshop bot den Teilnehmer*innen: 

  • Reflexion und Austausch zu Haltungs- und Handlungsfragen
  • Methoden, wie Stolperfallen der inter-/transkulturellen Arbeit umgangen werden können
  • Diskussion von Fallbeispielen und Praxisbeispielen aus der eigenen Arbeit/dem eigenen Engagementfeld
  • Impulse und Gestaltungsmöglichkeiten für gender- und vielfaltssensible Projekte im direkten Wirkungsfeld

 

Migration als eine Herausforderung von vielen:

Zu Beginn sammelten und diskutierten wir die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Schnell wurde deutlich: Herausforderungen gibt es viele; Migration ist (nur) eine davon. (Neue) Sichten auf Migration als Chance können dazu beitragen, unsere Zukunftsgesellschaft vielfältiger zu gestalten.

Die oftmals vielfaltsfeindlichen öffentlich-medialen Diskurse über Flucht und Migration verunsichern viele Fachkräfte und Ehrenamtliche. Wie können wir nun haltungs- und handlungssicher auftreten, ohne uns von polarisierenden Positionierungen vereinnahmen zu lassen?

 

Haltungs- und Handlungsgrundsätze:

Der Workshop bot ein Forum für die Eigenreflexion, den Austausch und die Diskussion von Haltungs- und Handlungsgrundsätzen. Dazu ist aufgrund der Fülle an Aufgaben im Arbeits- und Lebensalltag selten Zeit. Gemeinsam fragten wir uns: Wie möchte ich von meinem Gegenüber gesehen werden? Was möchte ich mit meinem Engagement beim Gegenüber auslösen?

 

 

Spannungsfelder und Stolpersteine:

Helfen, aber nicht überfordern? Differenzkategorien beachten, aber nicht überbetonen? Sich parteilich für Migrant*innen einsetzen, aber im öffentlichen Diskurs nicht alles nur beschwichtigen?

Haupt- und Ehrenamtliche bewegen sich in vielen Spannungsfeldern und müssen immer wieder aufs Neue Stolperfallen der inter-/transkulturellen Arbeit umgehen. Inter-/transkulturelles und gendersensibles Arbeiten ist lebenslang eine Herausforderung. Fehlerfreundlichkeit, Selbstreflexion und Schulungen können hier unterstützend wirken.

Einige Teilnehmer*innen wünschen sich mehr Bildungsangebote zum Thema Intersektionalität. Dazu gibt es in Verden (Aller) im Herbst 2019 ein kostenloses Bildungsangebot.

 

Blick auf geflüchtete Männer: 

Genderperspektiven können dabei helfen, genderspezifische Benachteiligungen aufzuzeigen und ihnen entgegenzuwirken. Daher blickten wir zusammen auf die Lebenssituationen und Herausforderungen geflüchteter Männer in Deutschland.

Welche Erwartungen haben die Männer an sich? Wie stellen sie sich ihre Zukunft in Deutschland vor? Wie gelingt es, sie ressourcenorientiert anzusprechen?

Bei aller Heterogenität lässt sich festhalten: Viele der Männer sind Rollenzuschreibungen, Ausgrenzungen und Rassismen ausgesetzt. Für viele ihrer Bedarfe und Wünsche braucht es (mehr) geschützte/geschlechterhomogene Räume.

Wie kann mit den Männern zugleich männlichkeitskritisch- und -fördernd gesprochen werden? Was wünschen sich die Männer (nicht)?

Zu diesen Fragen blickten wir auf die Erfahrungen aus dem Modellprojekt “Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden”.

 

Transfer: Entwicklung von Projektideen für die Arbeit mit Männern mit und ohne Migrationserfahrungen: 

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Transfers. Die Teilnehmer*innen entwickelten in Gruppen Projektideen aus den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen.

Die Aufgabe: Entwicklung einer Veranstaltung für Männer mit und ohne Migrationserfahrungen zum Austausch zu “Geschlechterrollen und Rollenvorstellungen in Deutschland”.

Die zwei Gruppen kreierten gemeinsam mit Humor, Professionalität und Kreativität kleine Projektideen, die im Plenum vorgestellt und diskutiert wurden.

 

Veranstaltungshinweis: Genderkompetenz im interkulturellen Arbeitsfeld stärken

G mit Niedersachsen bietet für Fachkräfte der Gleichstellungs- und Migrationsarbeit am 17.09.2019 in Hannover eine Schulung an. Hier finden Sie dazu weitere Informationen.

 

G mit Niedersachsen bietet Ihnen…

…aktuelle Informationen und Empfehlungen zu Ansprechpartner*innen, Projekten, Studien und Arbeitsmaterialien im Themenfeld Geschlechtergleichstellung, Gender, Migration und Teilhabe.

Unsere Linksammlung verweist thematisch sortiert und zielgruppenorientiert auf:

  • die Angebotslandschaft in Niedersachsen
  • Unterstützungsangebote
  • hilfreiche Broschüren

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